Vom Wald das Beste. – Nationalparkregion Bayerischer Wald
Vom Wald das Beste: Dr. Fritz Haselbeck

Vom Wald das Beste

Vom Wald das Beste: Dr. Fritz Haselbeck

Grainet. Einen vergänglichen Moment einfangen und ihn konservieren: Das ist es, was Fritz Haselbeck am Fotografieren so schätzt. Sein Motiv ist die Natur. Der ständige Prozess von Werden und Vergehen fasziniert ihn. „Ich will die schönen Augenblicke festhalten, sie möglichst ästhetisch abbilden“, sagt der Naturfotograf. Er möchte mit seinen Bildern die Menschen für die Natur des Bayerischen Waldes begeistern.

Neben Landschaftsaufnahmen hat er sich auf eine ganz spezielle Art der Fotografie spezialisiert: Makroaufnahmen. „Sie lassen das Kleine groß werden.“

Vor acht Jahren gewann der 68-Jährige einen Fotowettbewerb in Passau. „Das Siegerbild habe ich mit einer kleinen Pocket-Kamera gemacht“, erinnert sich Fritz Haselbeck und lacht. Der Adhoc-Gewinn des Wettbewerbs war der Auslöser dafür, sich in seiner Freizeit fortan der Fotografie zu widmen und sich eingehend mit ihr zu beschäftigen. „Nach dem ersten Platz wusste ich: Ich habe einen Blick für Umwelt und Fotografie“, blickt er heute zurück.

Mittlerweile bezeichnet er sich selbst nicht mehr als Hobby-Fotografen: „Ich habe mich so intensiv damit beschäftigt, dass es mittlerweile einen professionellen Charakter hat.“

„Nach dem ersten Platz wusste ich: Ich habe einen Blick für Umwelt und Fotografie“

Im April erscheint sein drittes Buch „Perlen der Zeit“, in dem er – wie schon in seinen beiden ersten Werken - Fotografie mit Lyrik kombiniert: Zu jedem Bild gibt es ein passendes Gedicht oder einen kurzen Prosatext.

Sein erstes Gedicht habe er mit zwanzig Jahren geschrieben. „Meine Intention ist es, beides miteinander zu verbinden: lyrische Texte und Fotografie“, erklärt der pensionierte Lehrer.

Fritz Haselbeck steht in seinem Garten im Graineter Ortsteil Hobelsberg mit einem Fernauslöser in der Hand, vor ihm thront seine Kamera auf einem Stativ. Er hat sie auf eine Blume gerichtet. Das spezielle Objektiv für Makroaufnahmen hat er auf denjenigen Punkt scharf gestellt, wo hoffentlich jeden Moment eine Hummel landet.

Auf genau diesen Moment wartet der Fotograf.

„Eine Makroaufnahme kann schon mal zwei oder drei Stunden dauern“, erklärt er. Bis alles stimmt, bis er genau den richtigen Moment einfängt, im exakt richtigen Augenblick auf den Auslöser drückt. „Bei Makroaufnahmen arbeite ich fast immer mit dem Fernauslöser“, sagt er. Denn schon ein minimaler Wackler an der Kamera kann das Bild unscharf machen. Genauso wie ein minimaler Windstoß, der die Blume bewegt.

„Am meisten lernt man aber durch das eigene Ausprobieren dazu“

„Da reicht schon ein Viertel Millimeter an Bewegung“, weiß Haselbeck. Doch genau jene Widrigkeiten machen für den Naturfotografen den Reiz aus. Eindeutig planen lässt sich nie, mit welchem Bild er am Ende nach Hause kommt. 

Vor acht Jahren ersetzte Fritz Haselbeck seine Pocket-Kamera durch zwei teurere Exemplare: Die eine benutzt er für seine Landschaftsaufnahmen, die andere für die Makrofotos. Das Grundwissen rund um Brennweiten, Belichtung und Schärfe hat er sich aus Zeitschriften angeeignet. „Am meisten lernt man aber durch das eigene Ausprobieren dazu“, weißt der Autodidakt.

Durch viel Experimentieren hat er im Laufe der Zeit seinen eigenen Stil entwickelt. „Wenn irgendwo ein Bild von mir erscheint, erkennen es manche mittlerweile ohne dass mein Name dabei stehen muss“, sagt Haselbeck. Die Motivwahl, die Bildstimmung und die überaus authentische, nicht verfremdete Farbigkeit der Bilder seien es, die seine Fotos einzigartig und wiedererkennbar machen.

„Und man muss die Grundregeln der Fotografie auch oft durchbrechen, um ein Bild spannend und optisch wirksam zu gestalten“, sagt der Naturfotograf.

Er könne anderen daher auch kaum Ratschläge erteilen, wie ein gutes Naturfoto gelingt. „Das Wichtigste am Fotografieren ist Intuition“, ist er sich sicher. Haselbeck setzt auf sein Bauchgefühl, wenn es um Motivwahl, Lichtstimmungen im Bild oder die „richtige“ Farbintensität geht.

„Manchmal kann es die Wirkung des Bildes entscheidend verändern, wenn man die Kamera um zehn Zentimeter verrückt“, sagt er. Denn dann ändere sich der Lichteinfall.

„Das Wichtigste am Fotografieren ist Intuition“

„Wichtig ist mir, die Natur möglichst authentisch abzubilden“, sagt der 68-Jährige. Er bearbeite seine Bilder nach der Aufnahme nur minimal.

„Ich bin ein klarer Gegner von Verfremdungseffekten“, betont er. Lediglich kleine Nuancen in Hinblick auf Schärfe, Helligkeit oder Kontrast verfeinere er nachträglich am Computer. 

Fritz Haselbeck wurde 1951 in Meßnerschlag bei Wegscheid geboren und wuchs dort auf. „Wir hatten eine kleine Landwirtschaft“, erzählt er. Er sei als Kind viel im Wald unterwegs und von klein auf eng mit der Natur des Bayerischen Waldes verbunden gewesen.

Und auch mit der professionellen Kunst des Bildermachens kam er früh in Kontakt. „In meiner Kindheit wohnte ein renommierter Fotograf bei uns im Haus“, erinnert sich Haselbeck. Den bekannten Berliner Fotografen Hans Lang hatte es nach dem Krieg nach Wegscheid verschlagen.

„Ich war oft mit ihm in der Natur unterwegs.“ Schon als Junge faszinierte ihn, wie Lang die Schönheit der Natur des Bayerischen Waldes in seinen Fotos festhielt.

Dann jedoch führte Haselbecks Lebensweg weg von Landwirtschaft, Wald und Natur: Er besuchte das humanistische Gymnasium in Passau und wohnte im dortigen Internat. Nach dem Abitur studierte er Lehramt für Volksschulen in Regensburg. Als Lehrer unterrichtete er an den Hauptschulen in Waldkirchen und Freyung.

„Beides ist jedoch nah miteinander verwandt.“

Nach siebzehn Jahren im Schuldienst wechselte er an die Universität Passau, wo er fortan bis zu seiner Pensionierung vor drei Jahren für die Lehrerausbildung im Fach Mathematik verantwortlich zeichnete und in allgemeiner Pädagogik promovierte. 

Beruflich lag Haselbecks Schwerpunkt also auf der Mathematik – privat beschäftigte er sich mit Fotografie und Lyrik. „Wie das zusammenpasst, diese Frage stellt man mir oft“, sagt er und schmunzelt. „Beides ist jedoch nah miteinander verwandt.“

„Mathematik ist eine Naturwissenschaft“, erklärt der Hobelsberger zu seiner These. „Ihr Ziel ist es, den Gesetzmäßigkeiten der Natur auf die Spur zu kommen.“ Genau das habe sie mit der Fotografie und den lyrischen Texten gemein: „Wenn man Natur in Bildern oder Texten darstellt, gibt man ihr dadurch auch Struktur“, sagt der ehemalige Dozent. Als Beispiel dafür nennt er die Unterteilung eins Fotos in Vor-, Mittel- und Hintergrund sowie verschiedene Helligkeitsstufen. Diese verleihe dem Bild eine gewisse Logik.

Auch seine Gedichte sind ihm zufolge nach den logischen Prinzipien der Naturwissenschaften aufgebaut. Haselbeck wolle mit seiner Lyrik Sinnhaftes und Tiefergehendes in Worte fassen, dafür eine ausdruckskräftige Sprache finden, sagt er. Schon am humanistischen Gymnasium habe ihn die Lyrik begeistert.

Die ersten Gedichte, die er während seines Studiums verfasste, verschwanden aber in der Schublade.

Seit ein paar Jahren beschäftigt er sich nun wieder damit und überarbeitet all das, was er als junger Mann verfasst hatte. „In meinen Gedichten nehme ich die Jahreszeiten unter die Lupe“, erläutert Haselbeck.

Er analysiere, wie der Mensch seine Umwelt in bestimmten Situationen wahrnimmt. „Wichtig ist mir dabei, nichts zu beschönigen, sondern zu versuchen, meine Umwelt realistisch aufzufassen“, sagt er. „Am Ende meiner Gedichte wird aber immer meine positive Sichtweise auf die Dinge deutlich.“

Seit 35 Jahren wohnt Fritz Haselbeck nun mit seiner Familie – er hat mit seiner Frau zwei Söhne und mittlerweile auch zwei Enkelkinder – in Grainet.

Die Familie sei es auch gewesen, die ihn dazu motiviert hatte, seine Fotografien und Texte zu veröffentlichen.

„Perlen der Zeit“, so lautet der Titel seines neuesten Werks – untermalt mit einer Auswahl seiner Natur-Aufnahmen aus der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald.

Wetterschwüle

Wolkengeäst in zottigem Blau,

Mohn wankt glutrot im Wind;

wuchernder Giersch, wallendes Grau,

schlagendes Tor, eilendes Kind.
 

Schlehdorn sticht in tausatte Luft,

Ginster bricht aus bröckelnder Erde;

Ölblumen streuen süßherben Duft,

über Gräben stoben wiehernd die Pferde.
 

Eine Stelze auf moosnassem Stein,

wippend vor schäumendem Gischt;

in der Ferne ein fahlgelber Schein:

Mildes Lächeln der Sonne erlischt.